Ideen & ihre Titelwünsche

Mit manchen Vorhaben, Wünschen und Ideen muss man hartnäckig sein, scheint mir. Ich wollte Kennlern-Geschichten (Sammlung oder Reihe) schreiben, doch trotz ungefährer Vorstellungen zu Struktur, Aufbau, Themen und Stimmung, wollte es ewig nicht greifbar werden. Immer wieder stand ich vor ihnen, sie mit vor der Brust verschränkten Armen, leicht geneigtem Kopf und einem Blick, der mir alles sagen sollte; doch ich hörte nichts.

Eine Weile dezent verzweifeltes Schreiben im Tagebuch und ein paar Kritzeleien zu meinen persönlichen Themen, Erfahrungen und Empfindungen später, schreibe ich das Eingeständnis, das mir kein neues ist und ich doch nach wie vor immer wieder unbemerkt zur Seite, halb hinter mich zu schieben schaffe wie etwas, das hoffentlich keiner gesehen hat.

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sonnenharz

Die Sonne tropft
und sie tropft Harz.

Meine Seele
streckt die Zunge raus,
schließt die Augen und
schmeckt
die goldene, klebrige Süße
des Lebens.

Mein Geist
flammt wieder auf und
erhellt den Weg,
hier in meiner Unterwelt,
den ich zu gehen
mich entschieden habe,
wie zwei Fackeln.

Meine Hände
sind noch kohlschwarz
und nur die Asche
meines letzten Todes
wärmt mich.

Der Wind
raunt und rauscht
mir Liebe ins Herz
und ich atme Stolz.

Zeilen über dich

Ich wollte Zeilen über dich schreiben, und was du mit mir machst ohne daß du es weißt. Und dann schrieb ich über mich und meine Liebe und wie sie mir auf Zehenspitzen tänzelnd nähergekommen ist und Melodien entstaubt hat, die kaum mehr ein vibrierender Klumpen irgendwo in mir gewesen sind. Sie hält sie mir ans Ohr wie Muscheln, die sie von ihrer Reise mitgebracht hat, und ich lausche meinem Meer.

Das ist, was du mit mir machst.
Ich denke an die Liebe, und schon trage ich meine wieder wie ein Unterkleid.
(vielleicht siehst du es eines Tages)

uralte Verbindung

Ich spüre, daß du es bist.
Du spürst, daß ich es bin.
Und irgendwie wissen wir es auch.

Doch das heißt nicht, noch lange nicht, daß unsere Wege dadurch leichter zu gehen sind. Vielmehr nehmen wir unser Unkraut am Wegesrand wahr und fühlen uns eingeschüchtert. Erst, wenn wir uns mit diesem alten Wissen beschäftigen – und es wiegt so sanft im Frühlingswind, so einladen, so geduldig auf unser Bücken wartend – und die Fragen stellen, die in uns brennen wie geheimnisvolle Höhlenfeuer, kommen wir uns wirklich näher. Dort, an diesen Orten in uns, die wie alte Kulturen unter Moos und Wasser begraben in die Zeit nicken weil sie wissen.

nicht persönlich

Du hast oft an mich gedacht., fragst du mich aussagend und blickt etwas zur Seite.

Ja. Sehr., ich beobachte deine Reaktion auch nur aus dem Augenwinkel. Aber nimm es nicht zu persönlich. Ich bin Tagträumer, Poet, Schriftsteller – mein Kopf, meine Phantasie.. Wie sehr das was zählt, hm. Du warst mir Inspiration. Wichtiger ist doch: was bedeutet dir das? 

Wir sehen uns an und bevor ich vom Apfelstück in meiner Hand abbeiße, lehne ich mich zu dir vor: und interessanter ist das auch! Du schmunzelst und ich spüre, wie du deine Gedanken und Gefühle darüber für mich entkleidest. Diese Nähe, die wir von Beginn an nicht haben kleinreden können, ist uns jetzt schon so über den Kopf gewachsen, daß ich wieder an Riesen glaube.

Übernachtungsbedingung

‚Schlaf hier.“, sage ich und hebe meine Tasse langsam zum Mund als du diskret einen Blick auf deine Uhr wirfst. Ohne mein Sofa inspizierend anzusehen bemerkst du: „Das sieht nicht ausziehbar aus.“

„Mein Bett ist für zwei.“, ich nehme einen Schluck und bevor du mit Worten reagieren kannst, füge ich hinzu: „eine zweite Zahnbürste habe ich. Was du mit deiner Wäsche machst, muss ich nicht wissen.“. Du schmunzelst. „Okay. Gern.“

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Rot

wie meine Hand gezittert hat, als ich zum ersten Mal roten Lippenstift aufgetragen habe, mir dieser Handlung als Aus- und Ansage über mein Frausein bewusster denn je. wie hätte ich Rot da nicht endlich verstehen können?